Regionale Hyperthermie: Einsatz in der palliativen Phase bzw. Co-Therapie für neuropathische Schmerzen bei Tumorerkrankungen

Die allermeisten der verfügbaren Hyperthermie-Studien stehen vor dem Hintergrund einer kurativen Absicht. Dies ist aus Sicht der Forscher verständlich, denn es konnte sich zeigen lassen, dass die Hyperthermie in der Tat ein sehr interessantes Potential hat gemeinsam, im Reigen der klassischen Therapien wie die Strahlentherapie, Chemo- und Immuntherapien lokale Tumorkontrolle, regressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben zu beeinflussen.

Was jedoch ebenso interessant ist – wenngleich nicht so spektakulär präsentabel -, ist das Potential einer moderaten regionalen Hyperthermie-Sitzung in der palliativen Phase mit dem primären Ziel der Schmerzreduktion. Immer wieder berichten Anwender von interessanten Fall-Beobachtungen, in denen Patienten in weit fortgeschrittenem Tumorstadium von der Hyperthermie profitieren. Einer Vielzahl solcher ganz verschiedenen Anwendungsbeobachtungen, scheint es möglich zu sein, Analgetika, insbesondere Opioide in der Dosis reduzieren zu können. Der Effekt scheint 4-5 Tage zu halten und wird als deutliche Lebensqualität empfunden von Patienten wie von Angehörigen, da der Patient ein deutlich besseres Wachbewusstsein entwickeln kann als dies möglich wäre unter hochdosierte Opioiden. Wie erwähnt hält dieser Effekt nicht lange, scheint aber eine regionale Hyperthermie-Behandlung einmal die Woche zu rechtfertigen.

Eine weitere Beobachtung betrifft die neuropathischen Schmerzen, die sich als Nebenwirkungen von insbesondere platinhaltigen Chemotherapien aber auch Alkaloiden und Antimetaboliten ergeben; diese lassen sich nämlich ebenfalls unter Hyperthermie teilweise eindrucksvoll reduzieren. Diese individuellen und subjektiven Anwendungsbeobachtungen entsprechen noch nicht einem wissenschaftlichen Standard. Und gleichwohl sind auch Erfahrungsbeobachtungen wertvoll und umso mehr verdienen es die wenigen Studien, die es zu diesem Thema gibt, auch bekannt gemacht und besprochen zu werden.

Zum einen ist dies eine kleine Studie an zehn Patienten, die in Bangalore, Indien von Dr. Sridhar P.S. durchgeführt wurde, sieben weibliche und drei männliche Patienten im Alter von 40 – 72 Jahren mit einem palliativ eingestuften Tumorregress (4 Patienten mit Cervix CA, 2 mit Rektum CA, 1 Cholangiosarcoma,1 Pankreas CA, 1 Ösophagus CA mit supra-clavicularem Lymphknotenbefall sowie 1 mucoepidermoider CA der Maxilla. Alle erhielten eine einmalige hochdosierte Strahlenfraktion via Cyberknife sowie 6x eine wöchentliche Hyperthermie mit der Zielsetzung, Schmerzen des Tumors und der Tumorbehandlung zu reduzieren. Der Autor berichtete von keiner Toxizität, die auf die zusätzliche Hyperthermie zurückzuführen sei. Ergebnisse: alle Patienten berichteten von einer Schmerzreduktion; 7 Patienten hatten schon nach einer Woche mehr als 60% Schmerzreduktion; 8 Patienten hatten am Ende des Beobachtungszeitraums von 6 Wochen >80 % Schmerzreduktion und wurden nicht mehr mit Analgetika behandelt.

Eine umfangreichere Studie kommt aus Taiwan und untersuchte als große prospektive und randomisierte Phase-III-Studie den Unterschied der Behandlung von schmerzhaften Knochenmetastasen unter Strahlentherapie mit und ohne lokale Hyperthermie:

Chi MS, Yang KL, Chang YC, Ko HL, Lin YH, Huang SC, Huang YY, Liao KW, Kondo M, Chi KH: Comparing the Effectiveness of Combined External Beam Radiation and Hyperthermia Versus External Beam Radiation Alone in Treating Patients With Painful Bony Metastases: A Phase 3 Prospective, Randomized, Controlled Trial.
Int.J.Radiat Oncol Biol Phys.2018 Jan 1;100(1):78-87. doi: 10.1016/j.ijrobp.2017.09.030.Epub 27-9-2017

Ausgangspunkt waren Patienten mit Knochenmetastasen und einem Schmerzscore von ≥4 gemäß Brief Pain Inventory (BPI). Zielkriterium war die Dauer der Schmerzreduktion sowie der Zeitraum bis zur völligen Schmerzfreiheit nach der Strahlentherapie. Alle Patienten erhielten 30 Gy Strahlendosis in 10 Fraktionen; im Arm mit der Hyperthermie wurde diese nur in insgesamt vier Fraktionen gegeben, jeweils zwei Sitzungen in den ersten beiden Wochen.
Ergebnisse: Die Studie wurde nach drei Jahren vorzeitig nach der Analyse von 57 Patienten beendet. Die „complete response“ Quote lag in der kombinierten Gruppe (RT plus HT) nach 3 Monaten bei 37,9% versus 7,1% in der RT-Allein Gruppe (P=,006). Die auf kumulierte „complete response“ Quote nach drei Monaten lag bei 58.6% in der RT + HT Gruppe versus 32,1% in der RT-Allein Gruppe (P=,045).
Der mediane Zeitraum bis zur wiederaufkommenden Schmerzprogression lag bei 55 Tagen bei den Patienten mit „complete remission” (n=9) in der RT-Allein Gruppe wohingegen dieser Endpunkt in der kombinierten Gruppe (RT+HT) während der 24-wöchigen Nachverfolgung nicht erreicht wurde (P<,01).
Die Autoren ziehen daraus ihr Resümee, wonach bei schmerzhaften Knochenmetastasen im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit Strahlentherapie die ergänzende Hyperthermie signifikant die Schmerzkontrolle verbessert und die Dauer der Schmerzreduktion verlängert.

Insgesamt kann auch in dieser Anwendung wieder festgestellt werden, dass das Verhältnis von Wirkleistung zu unerwünschten Nebeneffekten bei der lokalen Hyperthermie sich sehr vorteilshaft darstellt.

Martin Rösch

Martin Rösch ist mit seinem Know How schon seit der Gründung mit der Celsius42 verbunden. Formell unabhängig als freier Mitarbeiter hat er sich gleichwohl über viele Jahre hinweg um Fragen der klinischen Anwendung gekümmert. Gemeinsam mit Kunden – insbesondere mit Dr. Hüseyin Sahinbas - hat er präklinische Temperaturversuche unternommen und Leistungsprofile mitentworfen. Er war mit Input und Rat bei Studienentwürfen beteiligt und hat über viele Jahre hinweg Erfahrungen gesammelt bei Kundenbesuchen und in Diskussionen mit unserem und anderen Hyperthermie-Anwendern. Martin Rösch war ein eingeladener Vortragender auf onkologischen Kongresses zum Thema Hyperthermie in mehr als einem Dutzend Länder und hat in Peer-reviewed Fachjournalen zum Thema publiziert.

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